Von der Wolle zum Filz
Zur Geschichte eines der ältesten Textiltechniken der Welt
Die Geschichte des Filzens beginnt bei den Schafen. Schafe wurden schon seit jeher in vielen Kulturen als Nutztiere gehalten, um aus deren Wolle Kleidung, Decken, Kissen und Behausungen herzustellen. Während in manchen Ländern die traditionelle Schafhaltung rückläufig geworden ist, spielt diese in Kirgistan nach wie vor eine große Rolle. In Kirgistan werden heutzutage immer noch ursprüngliche traditionelle Techniken der Wollverarbeitung angewendet, darunter besonders das Filzen.
Wie wird Wolle zu Filz?
Schurwolle wird zu Filz, indem die gereinigte, gekämmte und eventuell gefärbte Wolle in ein festes Material umgewandelt wird, dass sich Filz nennt. Der feste Verbund des Materials entsteht durch die Kombination aus Wasser, Seife und Bewegung, sodass die einzelnen Fasern sehr eng einander liegen und sich ein festes - sogar wasserdichtes - Material ergibt.
Es gibt zwei verschiedene traditionelle Filztechniken: Shyrdak und Ala-kiyiz
Bei der Shyrdak-Technik werden zwei verschiedenfarbige Filzplatten aufeinander gelegt. Nachdem man ein entsprechendes Muster auf die Filzplatten gezeichnet hat, wird dieses entlang der Markierung ausgeschnitten. Nun tauscht man die ausgeschnittenen Muster und Hintergründe mit der jeweils anderen Farbe aus und setzt diese wie ein Puzzle zusammen und vernäht sie. Bei Shirdak-Teppichen finden sich meist Symbole und Formen aus der Natur wieder, besonders die symmetrischen Formen im Negativ und Positiv zeichnen den Shyrdak-Teppich aus.
Die Arbeit mit Filz und die daraus entstehenden Muster und Formen haben für mich eine große Bedeutung, da sie Kunst, Kultur und Tradition miteinander verbinden: In der traditionellen, kirgisischen Kultur haben Muster eine besondere, tiefgreifende Symbolik, die sich vor allem bei den Shyrdak-Teppichen wiederfindet.
Die Muster erzählen eine Geschichte über die kirgisische Kultur. Neben Geschichten kann man aus den Mustern aber auch Wünsche ablesen, die die kirgisischen Frauen in liebevoller Handarbeit und mit viel positiver Energie in die Teppiche einarbeiten. In den Geschichten und Wünschen spielt vor allem die Natur eine große Rolle. Die Silhouetten der Muster spiegeln die enge Verbundenheit des kirgisischen Volkes zur Natur wider, die bis heute besteht.