Über mich
Mein Name ist Cholpon und ich bin aufgewachsen in Barskoon, am Ufer des Issyk-Kul, dem zweitgrößten Bergsee der Welt. Ich stamme aus der Familie eines Jurtenbauers und bin mit dem Filzen groß geworden. Für mich ist es eine tolle Erfahrung auch hier in Europa auf Menschen zu treffen, die sich künstlerisch mit Filz und seiner Herstellung auseinandersetzen. In meiner Kunst versuche ich die kirgisische Tradition einfließen zu lassen und gleichzeitig einen Austausch zwischen KünsterInnen der beiden Kontinente zu ermöglichen.
Die Verbindung aus Kunst und Handwerk spielte in unserer Familie schon immer eine große Rolle. Viele aus meinem engsten Familienkreis gingen früher und gehen noch heute dem Beruf des Jurtenbauers nach, was gleichzeitig auch den künstlerisch und handwerklich geprägten Charakter der kirgisischen Kultur widerspiegelt. Das Filzen ist dabei für mich zu einer Art Lebensbegleiter geworden, denn schon von Geburt an kommt man in Kirgistan mit Filz in Berührung.
Sicherlich war dies auch einer der Gründe, warum ich zunächst einen ganz anderen Weg einschlagen wollte – abseits von Handwerk und Filz, denn davon hatte ich – so dachte ich zumindest – erst mal genug. Mich interessierten nun andere Länder, deren Kulturen und Menschen und so begann ich mein Studium in Interkultureller Kommunikation. Im Anschluss an mein Studium lernte ich Deutsch und schließlich führte mein Weg nach Deutschland.
Hier habe ich die Filzkünstlerin Sigrid Schwarzenberger kennengelernt, mit der mich seitdem eine langjährige Freundschaft verbindet. Sie hatte zu diesem Zeitpunkt schon viele Erfahrungen als Filzerin gesammelt. Durch sie, die Entfernung zu meiner Heimat und meiner tiefen Verbundenheit zur kirgisischen Kultur, habe ich meine Leidenschaft für das Filzen wiederentdeckt. Während meiner dreijährigen Ausbildung zur Filzerin, konnte ich viele verschiedene Techniken, Formen und Figuren erlernen.
Inzwischen haben sich mir auch neue Möglichkeiten eröffnet, mein Studium in Interkultureller Kommunikation mit meiner Filzausbildung zu verbinden. Die Planung und Durchführung von Textilreisen und Austausch-Projekten zwischen verschiedenen Ländern (Kirgistan - Usbekistan - Tajikistan) sind ein wesentlicher Bestandteil davon.
Schwerpunkt meiner aktuellen Arbeit mit Filz sind alte, traditionelle Techniken, die seit mehreren Jahrhunderten in Kirgistan angewendet werden. Das Besondere und gleichzeitig das Spannende daran ist der starke Kontrast zu den modernen Techniken, die wir aus der heutigen Zeit kennen. Am Filzen fasziniert mich besonders die Vielseitigkeit des Stoffes, durch die man seiner Kreativität freien Lauf lassen kann. Der Form und Gestaltung der Objekte sind keine Grenzen gesetzt. Gleichzeitig ist das Filzen für mich eine besondere Art der Meditation. Es verleiht mir positive Energien und erweckt in mir den kreativen Schöpfergeist, den ich in meinen Objekten durch verschiedenste Formen, Farben und Strukturen ausleben kann.